Was tun, wenn die Klasse außer Rand und Band gerät

Das Projekt 'Wellenbrecher' gibt Kindern der 5. und 6. Klassen Anregungen zu ausgeglichenerer Kommunikation in ihren Klassen

Es gibt immer wieder Streitigkeiten oder Konflikte unter Schüler*innen bei denen deutlich wird, dass sie für diese keine Lösungsstrategien haben. Teils erschweren die mit in den Unterricht getragenen Streitigkeiten einen ungestörten Verlauf desselben. Da brüllen sich die Schüler*innen an, beleidigen sich, dass teilweise sogar Tränen fließen. Und manche rufen sogar die Eltern an, weil sie sich von dort schnelle Hilfe erwarten.

Weil sich diese Konfliktlage schulintern allein kaum lösen lässt, haben wir uns mit dem ‚Wellenbrecher e.V.‘ externe Hilfe ins Haus geholt. Uns ist natürlich klar, dass auch ein 3-Tage Projekt nicht einfach einen Schalter umlegen kann. Aber es ist ein Schritt dahin, die Kinder zu befähigen, Streitigkeiten besser lösen zu können oder auch mal Konflikten aus dem Weg gehen zu können und nicht immer – teils aus falsch verstandener Verantwortlichkeit – mit einzusteigen. Ziel ist natürlich, dass sich die Kinder im Klassenverband wohler fühlen und damit auch lernbereiter sind. Fast alle Kinder wünschen sich das, obwohl sie oft Teil der Konfliktsituationen sind. Zeit also, nochmal anders nachzudenken.

Und das funktionierte unter der Leitung der beiden externen Kräfte ausgesprochen gut. Flankiert von vielen Spielen und Übungen, die den Kindern sichtlich Spaß machten, gelang es ihnen oft, erstaunlich tiefgehend über die Klassensituation zu reflektieren, ihre Empfindungen zum Ausdruck zu bringen und eigene Ideen für ein friedlicheres Miteinander zu entwickeln.

Begonnen hatten die Projekttage damit, sich erst mal gegenseitig besser kennenzulernen, auch die Schüler untereinander mit ihren vielleicht noch wenig bekannten Seiten.

Als es dann ans Eingemachte ging, war es für die Leiter bemerkenswert, mit welch klarem Blick die Schüler*innen die schwierigen Themen benennen konnten. Natürlich ging es oft um die vielen Beleidigungen und Streitigkeiten, die teils bis zur Gewaltanwendung eskalieren. Das alles gefällt im Grunde keinem der Schüler*innen, die ihr Klassenklima erstaunlich offen beschreiben. Aber obwohl sie sich selber mehr Ruhe wünschen, damit sie sich besser konzentrieren können, werden sie gleichzeitig auch immer wieder von der sich steigernden Gruppendynamik angesteckt und mit hineingezogen – Schwupps, geht ganz schnell. Was also tun?

Es gibt etwas – darüber herrschte am Ende Einigkeit – was auf jeden Fall hilfreich ist: klare Strukturen, basierend auf verständlichen und gemeinsam besprochenen Regeln und Vorgaben. Das schafft einen verlässlichen Rahmen. Darauf können sie sich einlassen, auch wenn es – mindestens in der Einspielphase – mehr Strenge bedeutet.

Aber es ging nicht nur um Strukturbildung und Eingrenzung von Konfliktpotenzial, sondern ganz besonders auch darum, die Stärken und Ressourcen herauszuarbeiten. Macht ja mehr Spaß, die Stärken zu stärken als immer nur die Feuer zu löschen, wo etwas schiefläuft. Und da staunten die Schüler*innen über sich selbst, welche Fülle an Potenzialen sie in ihrer Klasse bzw. im Klassenverband entdeckten. Diese gilt es herauszuarbeiten. Klare Strukturen bilden dafür das nötige Grundskelett. Ist doch was!

Begleitet wurde das Projekt für die fünften und sechsten Klassen neben den Klassenlehrern*innen auch von der Schulsozialarbeiterin und dem sozialen Training.

Ein ganz großes Dankeschön geht an das Opfer Netzwerk Euskirchen sowie an den Förderverein unserer Schule, die durch ihre finanzielle Unterstützung das Projekt überhaupt erst möglich gemacht haben.

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